EXPERTEN IM GESPRÄCH

Die erfolgreichsten Bereiche für Baudienstleistungen im Ausland sind Hoch- und Tiefbau, Energieconsulting sowie Wasserbau- und Umwelttechnik, Deutschland und Skandinavien sind die beliebtesten Zukunftsmärkte, als größte Hürde wird die Finanzierung von Projekten gesehen – so einige Ergebnisse der Umfrage „Stichwort Export“. Lesen Sie hier, welche Schlussfolgerungen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion daraus ziehen und was sie Dienstleistungsunternehmen anbieten, um sie bei Aufträgen im Ausland zu unterstützen. Die Ergebnisse der Umfrage können unter office@vzi.at kostenlos angefordert werden.

Michael Otter, stellvertretender Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Für uns war auffällig, dass 94 Prozent der Teilnehmer aus Klein- und Großunternehmen schon im Export tätig waren, das ist ein sehr hoher Anteil. Die wichtigsten Märkte befinden sich zu 80 Prozent in Europa, das war nicht sehr überraschend, allerdings waren mehr als 50 Prozent bereits in Asien mit Exportaufträgen tätig – darunter Vorderasien, Fern- und Südostasien. Ein Drittel hat zudem bereits Dienstleistungsexporte nach Afrika getätigt. Es gibt daher durchaus Potenzial in afrikanischen Staaten, das ist ein Markt, in den wir verstärkt reingehen können. Für viele ist es eine Herausforderung, im internationalen Vergleich zu kleinteilig organisiert zu sein, auch die Suche nach dem richtigen Partner vor Ort ist für viele eine Herausforderung, für beides bieten wir als AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Lösungsansätze.

> Hier geht es zu den Angeboten der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA


Gunter Schall, Austrian Development Agency: Die ADA, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit hat in den vergangenen zehn Jahren rund 3.500 internationale Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro gefördert, allein im vergangenen Jahr wurden inkl. Mitteln der Europäischen Union rund 140 Millionen Euro umgesetzt. Diese Gelder fließen in Projekte und werden teils über Ausschreibungen, teils als Förderungen abgewickelt. Auch in den Fällen, wo wir Förderungen vergeben, werden unseren Partnern konkrete Ausschreibungsbedingungen auferlegt. Wir haben die Ergebnisse der Umfrage mit großem Interesse aufgenommen. Den Dialog mit dem VZI wollen wir gern fortsetzen und Möglichkeiten finden, wie wir unsere Ausschreibungspraxis noch weiter verbessern können. Wichtig ist dabei auch die Frage, über welche Portale und Instrumente sich österreichische Unternehmen und Konsulenten informieren können. Die Nutzung der Portale bzw. eine Empfehlung an unsere Partner stellt einen wesentlichen Hebel dar, damit der Informationsfluss zu einem Projekt funktioniert bzw. unsere Ausschreibungen auch bei den Unternehmen landen.

 

Harald Waiglein, Bundesministerium für Finanzen: Bei der Frage nach den Problemen wird an erster Stelle die Finanzierung von Projekten genannt, in Österreich haben wir ein Problem bei der Zusammenstellung tauglicher Projekte im Sinne vernünftiger Projektfinanzierung. In dem Bereich in dem wir zuständig sind, also vor allem bei multilateralen, internationalen Finanzinstitutionen, nehme ich mit Freude zur Kenntnis, dass viele Unternehmen bereits die Ausschreibungen der Multilateralen nutzen. Kriterien, die wir für unsere Außenwirtschaftsprogramme haben, versuchen wir deckungsgleich mit der österreichischen Regierung, z.B. beim Umweltschutz oder bei Wasserwirtschaftsvorhaben, bei Ausschreibungen unterzubringen, so dass sich daraus ein natürlicher Ansprechpartner in Österreich ergibt. Damit sollten auch gewissen Stärken berücksichtigt sein, die österreichische Unternehmen haben. Ich glaube, dass wir hier noch Potenzial haben.

> Informationen des BMF zum Thema Export finden Sie hier

 

Ferdinand Schipfer, Oesterreichische Kontrollbank AG: Anders als bei Finanzierungen sind wir im Versicherungsbereich auf die schwierigeren Märkte, also Nicht-EU-Länder fokussiert. Das sind gleichzeitig jene Märkte die dynamischer wachsen. Im Dienstleistungsbereich selbst haben wir viel Potenzial und ich bin sicher, dass wir durch eine engere Zusammenarbeit von produzierender Industrie und Dienstleistern Vorteile für beide Zweige erreichen können. In der Umfrage wird die Finanzierung als Problem genannt: Es ist sicherlich gut, wenn Konsulenten in der frühen Phase einer Projektplanung schon daran denken, wie in der Folge die Hauptsache, also die Investition selbst finanziert werden soll. Das Eingeständnis dass unsere Dienstleister relativ klein sind, ist aus unserer Sicht ein klassischer Zielkonflikt – auf der einen Seite wollen Sie als Ziviltechniker oder Architekten selbständig und unabhängig sein, auf der anderen Seite werden Sie oft nur dann angesprochen, wenn Sie eine größere Einheit sind. In jedem Fall empfehle ich Ihnen eine – zugegebenermaßen nicht immer unaufwendige - Registrierung bei den div. Entwicklungsbanken weil diese kleiner Aufträge oft schnell und auf der Grundlage ihrer Datenbanken vergeben.

 

Christoph Huter, Enterprise Europe Network Austria: Das Enterprise Europe Network hilft innovativen KMU, in Europa und international zu wachsen. Dazu versuchen wir mit unseren Beratungsleistungen die Unternehmen direkt anzusprechen. Dass in der Vergangenheit vor allem Zentral- und Osteuropa ein erfolgreicher Markt war, deckt sich durchaus mit unseren Untersuchungsergebnissen. Aufgefallen ist mir, dass die Osteuropa- und Südosteuropafantasie zerplatzt ist, weil kaum jemand heute noch an diese Regionen zu glauben scheint. Interessant ist auch, dass die Partnersuche für die Branche ein großes Problem darstellt. Auch hier können wir als Enterprise Europe Network durchaus interessante Dienstleistungen anbieten. Ein Instrument, um Partner zu finden sind Screening Quellen. In der Umfrage blieben die EuropeAid Online Services und die Europeaid Framework Agreements unerwähnt. Gerade letztere, die für kleinere Projekte und Projektvorbereitungen angedacht sind, bilden eine hervorragende Informationsquelle für weiterführende größere Projekte.

> Weitere Anregungen zur Partnersuche und zum Screeningprozess finden Sie hier

 

Andreas Gobiet, Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe: Es wurde mehrmals über das Thema Finanzierung gesprochen. Die Kernfrage lautet: Welches Steuergeld geht in welche Banken, und wie ist die Wertschöpfung für Österreich, das wäre eine für uns wichtige Information. Die skandinavischen Länder z.B. machen bilaterale Verträge mit afrikanischen Staaten für die Erstellung von Masterplänen, für bestimmte Regionen, und das zieht dann die gesamte Industrie, das Gewerbe, hinten nach. Das sind allerdings Ansätze die aus der Politik kommen müssten, die bei uns aber in unserer Wahrnehmung kaum stattfinden. Das zweite Thema ist die Größe, wir haben das Problem dass wir durch viele gesetzliche Regelungen so eingeschränkt sind, dass wir uns nicht entwickeln können, so wie in anderen europäischen Ländern, wo es pro Ingenieurbetrieb um 8.000-10.000 Mitarbeiter geht. Und ein dritter Punkt sind Arbeitsrechtgesetze, die ein zusätzliches Problem für den Export darstellt, da die österreichischen Unternehmen sich hier im internationalen Wettbewerb im Nachteil sehen.

 


Industrie 4.0 und BIM

Interviewrunde zur VZI-Lounge „Industrie 4.0 und BIM: Paradigmenwechsel durch Digitalisierung“


In der Bau- und Immobilienbranche ist es das Building Information Modeling (BIM),
in der Industrie läuft es unter dem Stichwort Industrie 4.0. Beides meint die Digitalisierung von ganzen Wirtschaftsbereichen, die sich bereits mitten in einem Paradigmenwechsel befinden: Während Industrie 4.0 individuelle Lösungen zum
 Ziel hat, befindet sich die Bau- und Immobilienbranche mit BIM am Anfang ihres Weges zur Standardisierung. Im Rahmen einer VZI-Lounge diskutierten Hermann Erlach, Geschäftsleitung Microsoft Enterprise Services, Michael Kiel, Operations & Qualitätsmanagement, EVVA Sicherheitstechnologie, Michael Schilling, Produktionsleitung Test-Fuchs, Susanne Schindler, Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe, Allplan, Josef Stadlinger, Building Technologies Division Zone East, Siemens AG
und Gernot Wagner, PORR Design & Engineering über Unterschiede, Gemeinsamkeiten und neue Kooperationswege im digitalen Zeitalter. 

 

Lesen Sie hier Auszüge aus dem Interview:

Die Vorteile der Nutzung von Industrie 4.0 liegen in der besseren Verfügbarkeit und Nutzung relevanter Daten durch die Vernetzung aller Wertschöpfungspartner sowie die Fähigkeit, aus den vorliegenden Daten zusätzlichen Wert und Kundennutzen zu generieren. Die EVVA ist europaweit einer der führenden Hersteller von Zutrittslösungen. Was heißt Industrie 4.0 bei EVVA und welche Rolle spielt das Thema Daten? 

Kiel: Wir müssen den Kundenbedarf durch Konfigurationsmodelle und Plattformsysteme ermitteln, zu einem Auftrag entwickeln und an mehreren Produktionsstandorten mit Hilfe von Zulieferern abwickeln und dann wieder retour zum Endkunden führen. Diese Kette passiert bei uns auch noch auf internationaler Basis. Industrie 4.0 heißt für EVVA Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen und Produktionsketten, und hier sind wir schon seit den 70er und 80er Jahren aktiv. Industrie 4.0 ist aber nichts desto trotz aktuell ein heißes Thema für uns, das wir derzeit im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie optimieren. Geschwindigkeit, Fehlerfreiheit und Kosteneffizienz sind dabei ganz wichtige Treiber. 

 

BIM – eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software – ist die Industrie 4.0 der Baubranche und in aller Munde. Auch für ein erfolgreich durchgeführtes BIM ist die Qualität der Daten, die in das Modell hineinfließen, entscheidend. Was gilt es noch zu tun? Wo stehen Österreichs Branchenteilnehmer diesbezüglich?

Stadlinger: Zunächst möchte ich festhalten, dass BIM nicht auf die Baubranche zu reduzieren ist. BIM ist auch ein Betriebsthema. England steht bei einer BIM-Anwendung von 36 Prozent und hat einen Awareness-Faktor von 95 Prozent. Italien steht bei einer Anwendung von 13 Prozent und bei einem Awareness-Faktor von 34 Prozent. Für Österreich haben wir solche Daten nicht, aber ich befürchte, dass wir sogar unter Italien liegen würden, wenn wir sie hätten. Aus meiner Sicht liegt die Herausforderung vor allem darin, dass wir unser Wissen nicht teilen möchten. Im Gegensatz zu Industrie 4.0, wo die Daten immer einem Unternehmen gehören, geht es bei BIM darum, dass viele Bereiche miteinander zusammenarbeiten müssen und hier unterschiedlichste Daten miteinfließen. Wir müssen die Scheu davor verlieren, zusammen zu arbeiten! Die Notwendigkeit zur verstärkten Kooperation aller Projektbeteiligten in der Wertschöpfungskette wird hier zur Gretchenfrage und ist die Basis für erfolgreiche digitale Gebäudemodelle.

 

Eine aktuelle Studie der OECD sagt, dass die Digitalisierung der Wirtschaft Millionen Jobs bedroht, weil sie massiv in die derzeitigen Arbeitsmärkte eingreift. Demnach sind in Österreich ca. 12 Prozent der Jobs durch Automatisierung bedroht. Test Fuchs gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich von Testsystemen für Luft- und Raumfahrt. Was sind die neuen Anforderungen an Mitarbeiter in der digitalen Wirtschaft?

Schilling: Ich kann Ihnen auch eine andere Studie zitieren, die sagt, dass durch die Digitalisierung Millionen Jobs geschaffen werden. Was sich ganz sicher verändert, sind die Jobprofile. Hier wird sich jeder bemühen müssen, die Anforderungen werden sich auch auf den Hierarchieebenen verschieben. Diesbezüglich haben österreichische Firmen höchst unterschiedliche Stadien, auf denen sie sich befinden. Es gibt jene, die den Begriff Industrie 4.0 quasi nicht mehr hören können, weil sie es bereits seit mehr als 15 Jahren betreiben und jene, die Angst haben und jetzt in eine Zwickmühle kommen, sich zu öffnen und sich bewegen zu müssen. 

 

Was bedeutet dies in Bezug auf BIM? BIM betrifft alle Gewerke in der Bauwirtschaft: Von der Planung über die Ausführung bis zum Betrieb. Damit BIM funktioniert, müssen alle Teilnehmer am BIM-Prozess in einer gemeinsamen Sprache arbeiten. Das bedeutet Schnittstellen und Vorgehensweisen müssen einheitlich sein. Wie viel Angst haben die Vertreter der Baubranche vor dieser Öffnung?

Wagner: BIM bringt eine Prozessveränderung mit sich, damit tun sich viele schwer. Hier ist natürlich auch Angst dabei. Wie kann man diese nehmen? Eine Frage ist sicherlich, wie einfach die Systeme sind, mit denen zu arbeiten sein wird. Aufklärung ist auch bei jenen Firmen wichtig, die am Prozess beteiligt sind – also etwa Zulieferer, die heute mit BIM überhaupt noch nichts anfangen können. Weil sie aber auch nicht wissen, worin ihre Vorteile liegen, wenn sie mit einem Teilprozess in diesem System dabei sind. Darauf geht auch die derzeitige Aus- und Weiterbildung in Österreich nicht entsprechend ein. In Bezug auf die Ausbildung sind auch sind die starren Lehrpläne ein Problem: Man kann bei BIM keinen Lehrplan machen, der fünf Jahre gleich bleibt. Hier braucht es flexible Strukturen für die Anpassung von Lehrplänen, sonst sind die Absolventen völlig hinten nach, wenn sie ihre Ausbildung beendet haben. 

 

Noch einmal zurück zum Thema Daten: Wie ist hier die Situation auf TGA-Seite? 

Schindler: Gerade auf der TGA-Seite, die gemeinsam mit der Bauphysik ca. 40 Prozent vom Bauvolumen ausmacht, gibt es keine Daten. Es gibt einen Merkmalserver, der von der Bauseite bereits gut befüllt ist, bei der TGA-Seite gibt’s nur Überschriften ohne Inhalt. Hier brauchen wir die Unterstützung der Komponentenindustrie, damit diese ihre Komponenten in den Merkmalserver einpflegen. Aber der Schritt davor ist, dass für diese Komponentengruppen die Merkmale definiert werden. Und das ist bereits das Problem, da es in der TGA Komponentenindustrie keineInstitution gibt, die eine Zusammenfassung zwischen den Firmen machen würde. Das ist völlig strukturlos, zu den TGA Komponenten kommen dann noch die Anlagenbauer hinzu. Hier sehe ich eine große Herausforderung, denn wir arbeiten derzeit mit Software, die wir nicht effektiv einsetzen können. 

 

Von Planern ist ja auch immer wieder zu hören, dass die Honorare für Baudienstleistungsaufträge nicht in dem Maß steigen, wie es aufgrund von sinkenden Preisen für Ausführende notwendig wäre. Glauben Sie, dass BIM daran etwas ändern kann? Wem bringt BIM Gewinn? 

Schindler: Aufgrund der derzeitigen Honorarsituation von Planern tun wir uns auf Planerseite noch immens schwer mit BIM. Warum? Insbesondere auf EU-Ebene ist davon die Rede, dass die Herstellkosten mit BIM um 5 bis 10 Prozent sinken. Als Planer sind wir aber doppelt abhängig: Von den Herstellkosten und vom Planerhonorar, das einen Prozentsatz der Herstellkosten ausmacht. Wenn nun die Herstellkosten ohnehin aufgrund der wirtschaftlichen Situation bereits runtergehen, sinkt unser Honorar sowieso. Das heißt, wir sind derzeit schon in einer schwierigen Situation, die möglicherweise durch BIM noch verschärft wird. Gerade in der Phase der Planung und Entwicklung gehört aber ein Modell aufgesetzt und hier entsteht ein größerer Aufwand mit höherem Know-how-Bedarf – wenn hier keine Bereitschaft da ist, mehr dafür zu bezahlen, ist es naheliegend, dass die Planung sich hier schwer tut. Von TGA-Seite passiert daher noch relativ wenig, was aber dringend notwendig wäre, damit BIM tatsächlich umfassend, also bis in die Immobilien-Betriebsphase, funktioniert. Die Planung hat aus meiner Sicht den größten Teil von BIM zu verantworten. Das muss sich auch im Honorar widerspiegeln. 

Die Immobilien- und/oder IKT-Dienstleister, die sich mit der Analyse und dem sinnvollen Verknüpfen der gesammelten Daten beschäftigen, werden die Gewinner der Entwicklung sein.

 

Laut einer 2015 durchgeführten PWC Studie wollen bis 2020 über 85 Prozent der österreichischen Unternehmen Industrie 4.0 Lösungen in allen wichtigen Unternehmensbereichen implementiert haben. Davon erwarten sie sich jährliche Mehrumsätze von fast 3 Milliarden Euro. Können Sie hier ähnliche Erfolge von Microsoft-Kunden vorweisen?

Erlach: Grundsätzlich sieht man, dass jetzt endlich etwas passiert. Die um Industrie 4.0 geführte Diskussion ist technologiegetrieben. Für Industrie 4.0 braucht man aber vor allem Mut und Fantasie. Österreich ist aus mehreren Gründen in Bezug auf Industrie 4.0, aber auch in Bezug auf viele andere Themen, in Europa Schlusslicht. Zum einen: In Österreich trauen sich wenige, etwas auszuprobieren. Wir haben, im Vergleich zu anderen Ländern, einen eher „evolutionären Zugang“ zu innovativen Themen. Wir sehen meist einen Ist-Prozess und schauen, wie wir diesen weiter verbessern können und nicht, wie wir es komplett anders organisieren und denken könnten. Etablierte Prozesse, bestehende Infrastruktur und bisherige Vorgaben hindern uns oftmals daran. Zum anderen spielen Innovationsmanagement und Methodenkompetenz in österreichischen Lehrplänen nahezu keine Rolle. Breite Gedanken über Geschäftsmodelle macht sich kaum jemand. Schließlich ist der Stellenwert der IT ein ganz schlechter, die wird aber immer wichtiger und muss auch hinauf zu den Entscheidern. Und kulturelle sowie gesetzliche Schranken, etwa im Hinblick auf flexible Arbeitszeiten, behindern durch starre Vorschriften viele innovative Modelle. Um aber positiv zu schließen: Österreich ist ganz sicher nachhaltig. Innovative Projekte werden dann auch entsprechend professionell und nachhaltig umgesetzt.


3 Fragen an...

Gernot Brandtner, ASFINAG &
Wolfgang Gleissner, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)

Mit der Novelle des BVergG 2016 sollen Lohn- und Sozialdumping unter anderem durch eine Neuregelung der Subunternehmerbeschäftigung bekämpft und das Bestbieterprinzip für bestimmte Auftragsvergaben verpflichtend für den Auftraggeber festgelegt werden. Wir haben Gernot Brandtner, Geschäftsführer ASFINAG Bau Management GmbH und Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) zur Novelle befragt.

 

Wie verändern sich durch die Novelle zum BVergG die Rahmenbedingungen für Bieter bei bestimmten öffentlichen Aufträgen?
 
Gleissner: In der BIG wurden auch bisher neben dem Preis eine Reihe an Eignungs- und Zuschlagskriterien angewendet. Aktuell sind wir zu diesem Thema mit Vertretern der Bauwirtschaft im Gespräch und haben in einem internen Leitfaden weitere praktikable Kriterien festgehalten, wobei die genaue Ausformulierung natürlich immer nur anhand des konkreten Projektes erfolgen kann.

Brandtner: Innovationen und kreative Angebote können Bietern bei Ausschreibungen der ASFINAG klare Vorteile verschaffen. Kurze Bauzeiten, Einsatz von qualifiziertem Fachpersonal oder modernste Baumaschinen – all das fließt jetzt stärker als früher in die Bewertung eines Angebots ein.  
 

Sind Vergaben öffentlicher Bauprojekte Ihrer Meinung nach fairer geworden?
 
Gleissner: Die neuen Regeln haben das Ziel, Qualität und ordentliches Wirtschaften weiter zu fördern. Das trifft sich zu 100% mit dem Interesse der BIG als Auftraggeber. Die Praxis wird zeigen, ob das gelingt.
Brandtner:  Ja, es ist nur legitim, dass ein Unternehmen – wie es die Novelle vorschreibt – seine wichtigen Subunternehmer schon beim Angebot transparent macht. Wir haben auch bereits zahlreiche Angebote erhalten, wo sich Baufirmen viel zum Thema Arbeitssicherheit überlegt haben. Bieterstürze sind durch die neue Regeln  bislang übrigens ausgeblieben.


Trägt die Novelle Ihrer Meinung nach zu höherer Qualität von Bauprojekten bei?

Gleissner: Die Qualität von Bauprojekten hängt von vielen Parametern ab. Entscheidend ist die klare, konsistente Definition der Anforderungen an das Produkt und alle Projektbeteiligten sowie deren Zusammenwirken. Ob die bauliche Umsetzung durch zusätzliche Kriterien gewinnt, wird auch daran gemessen, wie die Qualitätskriterien von unseren Geschäftspartnern umgesetzt werden.

Brandtner:  Ja. Unser großes Ziel ist eine möglichst langlebige Infrastruktur. Wenn ein Unternehmen bei einer Bauauftragsvergabe nachweist, dass es qualitativ hochwertig baut, dann lassen wir uns das auch etwas kosten. Das bringt der ASFINAG wirtschaftliche Vorteile und den Autofahrern weniger Behinderungen.